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Neues Ziel der PostFinance: der Kredit- und Hypothekenmarkt

Der Bundesrat hat entschlossen einer Teilrevision des Postorganisationsgesetzes zuzustimmen. Dank dieser Revision sollte PostFinance ab dem 1. Januar 2019 Kredite und Hypotheken vergeben können. Diese Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Bank mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Sie bemüht sich zurzeit, eine neue Finanzierungsbasis zu schaffen und neue Kreditangebote zu entwickeln, damit die Kunden ein breiteres Angebot haben.

Der Hypotheken- und Kreditmarkt ist lukrativ, und die PostFinance hat lange darauf hingearbeitet, um daran teilzuhaben. Doch bis jetzt blieb ihr der Zugang zu diesem Markt aufgrund ihrer Lizenz verwehrt. Dies soll sich aber in Zukunft auf Wunsch des Bundesrats ändern. Dieser spricht sich ebenfalls für eine Öffnung des Aktionariats der PostFinance aus.

PostFinance-Chef Hansruedi König freut sich über diese Entscheidung. Euphorisch ist er deswegen aber noch nicht, denn der Weg bis zum Hypotheken- und Kreditmarkt ist noch lang. Das Parlament muss nämlich zuerst noch über ein Gesetz entscheiden. Trotzdem ist der PostFinance-Chef dankbar für das Interesse des Bundesrats, denn dieser hat die Dringlichkeit der Aufhebung des Verbots von Krediten und Hypotheken zur Kenntnis genommen.

Da der Bundesrat der PostFinance den Eintritt in den Kredit- und Hypothekenmarkt ermöglichen will, ist dies ein klares Zeichen dafür, dass sich die Bank in Schwierigkeiten befindet. Seit 2008 konnte die PostFinance aufgrund von niedrigen Zinsen keine ausreichenden Erträge erwirtschaften und verlor deshalb in diesem Jahr 58'000 von ihren insgesamt 2,88 Millionen Kunden. Genau diese könnten sich für ein neues Hypotheken- und Kreditangebot interessieren.

Die Politiker, sowohl linke als auch rechte, freuen sich eher weniger über die Ankunft eines neuen Akteurs im bereits gesättigten Kredit- und Hypothekenmarkt. Laut Olivier Feller, FDP-Nationalrat im Kanton Waadt, kommt der Vorschlag überraschend, denn im Kredit- und Hypothekensektor ist der Konkurrenzkampf gross:

Ich verstehe nicht, wieso ein staatliches Unternehmen wie die Post in Konkurrenz zu privaten Akteuren treten soll. Sie machen ihre Arbeit gut.

Die Linke hingegen hat nichts dagegen, dass die Post ihre Aktivitäten auf Kredite, Darlehen und Hypotheken ausweitet. Trotzdem möchte sie nicht, dass der Bundesrat das Kapital Privatanlegern zugänglich macht. Falls dies doch jemals der Fall sein wird, befürchtet die waadtländische SP, dass auch diese Neuerung den altbewahrten Weg einschlägt: Sobald die Post in Bedrängnis steht, wird der Staat zahlen müssen, die Privatanleger werden allfällige Gewinne erzielen und die Arbeitnehmer werden unter Entlassungen leiden.

Es liegt nun an der Bundesverwaltung die Gesetzgebung vorzubereiten. Bis der gelbe Riese aber auf dem Kredit- und Hypothekenmarkt Fuss fassen kann, dauert es noch einige Jahre und angesichts der schon vorhandenen Reaktionen verspricht die PostFinance-Reform noch weitere erhitzte Debatten.